Die erste Falle lauert in der Hoffnung auf einen schnellen Frieden. „Die Ukraine möge sich gefälligst ergeben“, so der Tenor, „dann wäre der Krieg endlich zu Ende und es wird Frieden herrschen.“ Doch für die Ukrainer:innen, die schon in den 1930er Jahren einen von den Sowjets orchestrierten Völkermord erlebten, wäre es kein Frieden, nur Stille. Die Stille eines Friedhofs.
Die zweite Falle lauert in der Hoffnung auf einen Verhandlungsfrieden. Doch Verhandlungen auf welcher Basis? Einerseits ist Putin kein verlässlicher Verhandlungspartner. Andererseits würde es bedeuten, dass man seinen Überfall auf die Ukraine und deren gewaltsame Einverleibung anerkennt. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Putin-Russland sich an das Ergebnis einer solchen Verhandlung halten würde.
Die dritte Falle lauert in der Angst. Das Säbelrasseln russischer Funktionäre und das Drohen mit nuklearer „Vergeltung“ zielt darauf ab, Angst in Europa zu schüren. „Mischt euch nicht ein!“, scheinen sie zu sagen, „sonst droht euch das Schlimmste.“
Das führt schließlich zur vierten Falle, zur Falle der Zurückhaltung. Die Kombination all dieser Ängste verleitet West- und Mitteleuropäer:innen dazu anzunehmen, dass eine Unterstützung der Ukraine in ihrer Verteidigung eine Eskalation darstellen würde. Doch Selbstverteidigung ist keine Eskalation gegen einen gewaltsamen Überfall.